Archiv
‘Oiseau’ by La Cage company foretells a possible future after the disappearance of birds. I joined to see the performance on the 25th of February and experienced a transformative journey of human-bird hybrids. I felt as if I as well underwent a certain surgical procedure under the performance’s knife, and upon starting to write I am at once faced with the challenge of how to write from my new and altered body. The text that I write intends to plait my reflections and the performance into one legible braid that hopefully manages to contain all the multi-faceted complexity of ‘Oiseau’.
Although “Oiseau” positions itself as a work that “reaches over our species-specific perception”, there is something about its proposals that are relentlessly, refreshingly human. The performance space of the St. Elisabeth Church, transforms into an atmospheric aviary for the two-hour duration, as the three dancers (Jessica Gadani, Josefine Mühle and Antoine Sarrazin) intimately imitate their subjects of study: Birds. The dancers play with variation and communication through the space – perhaps deliberately timed to coincide with the setting sun, which naturally streams through the lancet windows and is often the only source of light – and for the first part of the work, the stillness and slowness of bird watching is replicated in the spectator experience. As the dancers preen, twitch, twist and writhe around the space, occasionally bursting into song or perching on available safety railing, a particular movement language develops that mirrors the communication of its subjects of study.
In all respects, music is at the heart of my work. Maybe this is because I played the cello, very humbly, as a hobby? At any rate, my first steps as a director have consisted of putting music into space, that is to say, working on the relationship that music has with physical space.
As I link together sounds and visual elements that are spatially distributed (sets, accessories, bodies and musicians...), I try to make the musical discourse visible, and thus to make what’s at stake in music more seizable. In a way, my work process mirrors that of a composer producing a graphic music sheet...
Narzisse ist seltsamerweise ein sehr »formaler« Mythos, sowohl in akustischer als auch visueller Hinsicht, der besonders viele Meisterwerke in der Geschichte der Malerei inspiriert hat. Er ist auch ein Mythos, der weitestgehend auf dem Gebiet der Psychologie operiert, da er mit Selbstachtung zu tun hat. Aber, wie bei vielen anderen Mythen, stellt die Geschichte nur den Rahmen dar: Wer diese an sich reißt, kann sie in eine Richtung lenken, die ihr eigen ist. Zum Beispiel wissen wenige, dass Narzisse durch die Vergewaltigung seiner Mutter geboren wurde…
Da das künstlerische Schaffen letztlich der Interpretation unterworfen bleibt, ist diese auch immer enger an die szenografische Umsetzung der Regie geknüpft. Die Künstlerin und Regisseurin Aliénor Dauchez, im Atelier vom Giuseppe Penone ausgebildet und dann Assistentin von Sasha Waltz gewesen, hat den Drang nach Improvisation von Alexandros Markeas noch weiter getrieben, als sie mit ihm sein Music of Choices konzipiert hat.
Allein auf der Bühne, von drei Klavieren umgeben, erschafft der französisch-griechische Komponist und Musiker Alexandros Markeas im großen Saal des Centre Pompidou einen Austausch mit der künstlichen Intelligenz, die Noten als Antwort auf seine eigenen spielt. Auch geschieht ein direkter Austausch mit dem Publikum, das Fragen beantwortet, die von der Musik-Theater Compagnie La Cage vorbereitet wurden, um das Konzert so auch mit zu lenken. »Mich interessiert es zu spielen, eine Reaktion vom System zu bekommen, und darauf zu reagieren.«, erklärt der Komponist der AFP. »Ich möchte Musik machen, die aus einer Überraschung heraus entsteht.«
»Algorithmen wollen nichts tun, sie haben keinen Zweck, aber die Leute, die sie entwickeln — sie verfolgen Zwecke. Verfolgen einige große Industrieunternehmen den Zweck, Anwendungen für das breite Publikum zu entwickeln, die es ermöglichen, „Musik auf Kilometer“ für seichte Urlaubsfilme zu produzieren? Klar! Das hat jedoch nichts mit meinem Ziel zu tun: Ich möchte Instrumente schaffen, die nicht Klang, sondern Diskurse erzeugen können, also Musik.«
Gérard Azzayag, der die Erforschung über künstliche Intelligenz angestoßen hat, versichert, dass »Jérôme Nika die Zukunft repräsentiert«, bei der Annäherung an »neue Eroberungen in diesem seltsamen Feld hybrider Kreativität, die uns umarmt und zusammenbringt«.
Aliénor unterhält sich mit Alexandros: Sie möchte, dass die KI Statistiken in Echtzeit auswerten kann, wie z. B. die Anzahl der Zuschauer, die ein grünes T-Shirt tragen. Nach einer Einigung über das Tempo, in dem die Fragen behandelt werden, kann ein erster Durchlauf beginnen. Ich werde gebeten, an der Abstimmung teilzunehmen. Unsere Testwähler haben heute fünf Mitglieder: Aliénor, Bastian, Manuel, Jérôme und mich. Eine erste Frage wird impliziert:
«Choose the piano»
a). Concert piano
b). Electric piano
c). Upright piano
Das Digitalpiano schlägt 3:1 gegenüber dem Klavier und dem Flügel. Alexandros fängt an zu spielen.
Was ist eine "immersive Musikperformance"? Im Grunde das, was jede Nacht im Techno- oder Club-Milieu abgeht: eine Verführung, sich körperlich in Schall und Licht zu verlieren. Kein Zufall also, dass die deutsch-französische Musiktheatercompagnie La Cage und das Ensemble Miroirs Étendus für ihr Projekt "I'd rather sink" eine Location wie das Berliner Berghain aussuchte.
(...) Die Barenboim-Beweihräucherung überschreitet zur Zeit das Erträgliche - ich wollte weit weg und ging in den Wriezener Bahnhof am Berghain-Gelände. "I'd rather sink" hieß das Gastspiel der französischen Musiktheatergruppe La Cage und des Ensembles Miroirs Étendus. Die sogenannte Oper "An Index of Metals" von Fausto Romitelli wurde mit einem Stück des russischen Komponisten Dmitri Kourliandski zu einer "immersiven Musikperformance" zusammengebunden.
(...) Unter dem Titel „I’d rather sink“ stellt Regisseurin Aliénor Dauchez von der französischen Musiktheater-Compagnie La Cage zwei äußerst unterschiedliche Stücke nebeneinander: Einen Rave des russischen Komponisten Dmitri Kourliandski und die Video-Oper „An Index of Metals“ des Italieners Fausto Romitelli. Beide sind von Roy Lichtensteins Gemälde „Drowning Girl“ inspiriert. Das Pop-Art-Bild zeigt eine von Wasser umgebene Frau, in der Sprechblase steht: „I’d rather sink“ – Ich würde lieber untergehen. Darum soll es auch an diesem Abend gehen: sich in der Musik verlieren, einen tranceartigen Zustand erreichen.
Liebe Erdbewohnerinnen,
wir sind Frauen aus einem zukünftigen Zeitalter. Wir haben eine Raumsonde gefunden, die in die Galaxie geschickt wurde. Sie ist nach 1235 Jahren wieder auf die Erde gefallen. Diese Raumsonde enthält Dokumente, die für uns Aufnahmen menschlicher Stimmen zu sein scheinen.
Seitdem wir sie entdeckt haben, studieren wir sie mit großem Interesse. Wie besuchen ihr Zeitalter, um ihnen ein Geschenk zu bringen: eine Präsentation der Ergebnisse unserer Arbeiten auf der Basis dieser klanglichen Dokumente. Diese Nachricht ist synthetisch produziert, weil wir ihre Sprache nicht können.
Behalten Sie dieses Geschenk bitte geheim, auch wenn es Ihnen Lust schenkt, Ihre Zukunft zu verändern.
Ihre Erdbewohnerinnen
L’Ailleurs de l'autre, eine hybride Aufführung, gleicht einer choralen Ode an die kulturelle Vielfalt und an die mündliche Überlieferung. Wie ihr Titel vermuten lässt, ist L’Ailleurs de l’autre eine Herausforderung hinsichtlich Fragen der Verortung und Uniformierung, eine willkommene Abwechslung in Zeiten spannungsgeladener Identitätsdebatten.
(...) Dass es auch ohne weltpolitischen Bedeutungshorizont geht, zeigte die agile Darstellerin Ixchel Mendoza Hernandez zur Live-Elektronik von Dmitri Kourliandski in „Sous Vide“. Aha, dachte man, Performance ist ja eine Kunstform! In einer engen Kühlvitrine mit großem Glasfenster richtete sich die kleine Person mit akrobatischer Biegsamkeit ein, mal den Kopf, mal die Füße oben und dazu noch das Outfit wechselnd. Eine schräge Idee, konsequent auf den Punkt gebracht und witzig obendrein.
Das Stuttgarter Eclat-Festival ist ein gutes Barometer nicht nur für die aktuelle Wetterlage in der neuen Musik, sondern auch für den Stand der Festivalkultur ganz allgemein.
Die Szene ist beinahe gespenstisch: Auf dunkler Bühne steht ein großer, von innen erleuchteter Kühlschrank. Hinter der Glastür eine junge Frau in Schutzkleidung mit Helm, sie dreht und wendet sich in der Enge des Kühlschranks. (...) Die Idee zu "Sous Vide" hat die junge Französin Aliénor Dauchez entwickelt, zusammen mit dem russischen Komponisten Dmitri Kourliandski.
(...) Dass es nicht unbedingt umfangreicher Ressourcen bedarf, deren geistiger Überbau sich dann raumgreifend im Programmheft ausbreitet, bewies die Musiktheatercompagnie La Cage in Gestalt von Dmitri Kourliandski und Performance-Künstlerin Aliénor Dauchez.
(...) Obwohl nur wenig kürzer, blieb die daran anschliessende, von Aliénor Dauchez konzipierte Extremperformance «Sous Vide» (Unter Vakuum) 45 Minuten lang spannend. Extrem war sie hinsichtlich Künstler und Instrumentarium (...)
(...) Spielerischer ist immerhin die Performance "Sous Vide" des live an den Reglern operierenden Dmitri Kourliandski und der Performerin Aliénor Dauchez.
Man sehnt sich nach dem ersten Ton wie nach einer sehnsüchtig erwartenen Liebe: Die Geigerin Anais Chen setzt den Barockbogen an, aber nicht auf, bewegt ihn dicht über den Darmsaiten durch die Luft, biegt, dreht und windet sich - die Musik ist zum Streichen nah, aber sie kommt nicht, ein veritabler Stringtease.
Der Wahnsinn hatte in der Musik des frühen Barockzeitalters Konjunktur: Mit diesem Thema nähmlich liessen sich von der verzückten Verliebtheit bis hin zu Eifersucht und modischer Melancholie die menschliche Affekte in neue Weise erkunden, während in der Instrumentalmusik besessen wiederholte Bassmodelle als Grundlage für ausgedehnte virtuose Kabinettstücke
Sie pumpen und saugen, quietschen und blubbern – die Gegenstände, mit denen das eunoia Quintett genauso gut Musik zu machen versteht wie mit seinen klassischen Instrumenten. Ein gelungenes Experiment!
Musik, erzeugt von Haushaltsgeräten: Das erwartete die Besucher am Sonntagabend im Rheinsberger Schlosstheater. Zahlreiche Eltern mit ihren Kindern waren am Tag der Einheit in das ehrwürdige Gemäuer gekommen, in dem einst Prinz Heinrich barocke Opern aufführte.
Ein fahles Licht glimmt in der Dunkelheit. Schemenhaft erkennt man aufeinandergestapelte Bierkisten, darauf ein paar Gläser. Dahinter eine Gestalt auf einer Couch. Sie beugt sich tief über die Gläser, berührt sie fast mit dem Mund. Ganz leise schält sich ein Ton aus der Stille.
Sehnsucht nach den Sechzigerjahren. Als das Schlammtheater noch eine Botschaft war, als das Publikum mitmachen durfte und sich hinter jedem Experiment ein Tabu verbarg..: Herrlich war das! Verständlich daher, dass man Henri Pousseurs „variable Oper“ mit dem Titel „Votre Faust“ rund fünfzig Jahre nach ihrer Entstehung noch einmal aufführt. Es ist eine der wenigen Opern mit „offener Form“. Und offenem Ausgang.
Le 30 mars dernier se tenait la première berlinoise de Votre Faust, opéra d’un genre particulier qui a déjà réussi à se hisser á la hauteur du mythe, et ce, en moins de 50 ans d’existence. Cette partition démesurée qui fait fuir tout raisonnable directeur artistique n’avait pas connu jusqu’à aujourd’hui une réalisation à la hauteur de son propos. Pari réussi pour Gerhardt Müller-Goldboom et les musiciens de l’ensemble de musique contemporaine work in progress
Kein Theater hat sich bisher getraut, so weit zu gehen, denn was Pousseur und Butor verlangen, ist weit mehr als die heute durchaus beliebte Interaktion mit dem Publikum. Seine Entscheidungen definieren das Stück selbst: Es ist unmöglich, in einer Aufführung alle Szenen zu spielen, die es enthält.
'Votre Faust' von Henri Pousseur (Musik) und Michel Butor (Text). Ein Werk, bei dem das Publikum mitentscheiden kann, wie es von Szene zu Szene weitergehen soll, ein Werk, das 1969 an der Piccola Scala in Mailand uraufgeführt wurde. Es endete damals in einem Desaster, weil sich das schicke Mailänder Publikum überhaupt nicht dafür interessierte, welches Ende diese belgisch-französische Variation der Faust- Legende in damals zeitgenössischem Gewand nahm.
In den 1960er-Jahren entwickelten der Komponist Henri Pousseur und der Autor Michel Butor dieses "variable Spiel in Art einer Oper". Es war die Zeit, in der sogar die Musikszene sich immer mehr abkapselte in ihre Glasperlenspiele. Mit "Votre Faust" - Ihr Faust - sollte das Publikum herausgelockt werden aus seiner passiven Konsumenten-Rolle als Zuschauer, sollte einbezogen werden.
Ein junger Komponist mit Namen Henri – wie Heinrich Faust und wie der 1929 geborene Henri Pousseur – erhält in dieser Opernhandlung von einem mephistophelischen Theaterdirektor (Peter von Strombeck) den gut bezahlten und unbefristeten Auftrag zu einer „Faust“-Oper. Er geht auf Reisen, mit einem in die ungleichen Schwestern Maggy und Greta aufgespaltenen Gretchen (Julia Reznik). Der Theaterdirektor, der ihn mit Hilfe einer Sängerin (die Schauspielerin Meridian Winterberg), beschattet, initiiert, dass das Publikum über den Fortgang der Handlung abstimmen solle.
The title says it all: Your Faust. In this version of the classic, the audience determines the main female protagonist, how the musicians play sections, and even in wich language the singers sing.
Im Radialsystem wird ein Jahrmarkt aufgebaut, Inbegriff der Unterhaltung und der Verführung, komplett mit Buden, Markständen, Zuckerwatte, Schießständen, echten Tieren. [...] An Umschlagpunkten der Geschichte werden die Besucher per demokratischer Abstimmung zu Entscheidungen aufgefordert. Oder sie müssen schreien, sich lauthals beschweren, und dabei die Musiker übertönen, die ebenfalls lauter spielen. So entwickelt sich das Stück wie kommunizierende Röhren. Jede Entscheidung des Publikums zieht einen anderen Handlungsstrang nach sich, das Geschehen verzweigt sich wie ein Weihnachtsbaum.
Das Fanatische und das Komische prägen den Charakter des Ensembles Kaleidoskop. Es verabschiedet gern markige Manifeste im terroristischen Stil der Futuristen, weiß aber genau, dass von derlei Erklärungen keine Gefahr ausgeht. So ist auch das "Polytop für Iannis Xenakis" eine bewusst hochtrabende und gerissen ironische Veranstaltung.
Die Künstlerin Aliénor Dauchez greift das Architektonische von Xenakis’ Musik auf, indem sie Skulpturen aus Bambus und Gummiseilen erstellt, die mit dem Ende der Musik wieder zerfallen. Passt hervorragend zu Berlin, dem Mekka der temporären Architektur. Auch Xenakis hätte das sicher gefallen. Seine Musik war räumlich angelegt, er begann seine Karriere als Ingenieur und Architekt – im Büro von Le Corbusier.
Mit dem Begriff Polytop (»viele Orte«) bezeichnete der vor zehn Jahren verstorbene Xenakis seine Idee eines Gesmatkunstwerks, bei dem Licht, Klang, Raum und Bewegung gleichberechtigte Elemente darstellen. Dieses Konzept versucht Kaleidoskop am Samstag, den 2. Juli mit Guerilla-Konzerten und einem abendlichen Ringpolytop umzusetzen. Tagsüber bespielen die Musiker nach einer Inszenierung von Aliénor Dauchez zentrale Plätze in Berlin. [...] Während die Musiker spielen, bauen Aktivisten eine temporäre Architektur auf, welche die Partituren von Xenakis dreidimensional visualisiert.
The first thing you notice about Hardcore 2 is that it features what, on paper, just looks like a hardcore weird programme. [...] The second thing you notice is that this is framed within a choreography by Aliénor Dauchez. This choreography was non-intrusive and non-illustrative, remaining more in the spirit of providing connections in space between the works, as a kind of breathing installation.
Die zentrale Erfahrung war die Produktion „Hardcore“, die das Ensemble [Anm. Solistenensemble Kaleidoskop] 2007 mit der Künstlerin und Bühnenbildnerin Aliénor Dauchez wagte. Hier setzen sich die Musiker erstmals offensiv mit der Bühnenrolle auseinander, die jeder Musiker spielt — und fanden überraschende Antworten auf die Frage, wie sich das Verhältnis zwischen Publikum und Musiker untersuchen lässt: Da wechselte man zwischen extremer Distanz und extremer Nähe, Musiker spielten aus dem Off, um urplötzlich aus dem Dunkel aufzutauchen und das Publikum in geradezu aufdringlicher Nähe zu umringen.